Bekämpfung der Pandemie

Long-COVID

Long-COVID
Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung

Mit zunehmender Dauer der Pandemie zeichnet sich immer deutlicher ab, dass eine SARS-CoV-2-Infektion auch bei mildem Krankheitslauf oder unbemerkter Infektion längerfristige gesundheitliche Folgen haben kann.

Viruserkrankungen können tückisch sein. Mitunter leiden Betroffene noch lange nach einer überstandenen Infektion unter Symptomen. Besonders bei Infektionen mit Lungenentzündungen werden längere Genesungszeiten beobachtet. Langzeitfolgen sind auch von anderen Infektionskrankheiten bekannt (Spanische Grippe, MERS, SARS), jedoch lassen aktuelle Studien vermuten, dass Langzeitfolgen nach einer Infektion mit SARS-CoV-2-Infektion häufiger und länger auftreten als beispielsweise nach einer Influenzainfektion. Das Coronavirus gilt als Multiorganvirus, das neben der Lunge auch in zahlreichen anderen Organen auftritt, etwa in Niere, Herz, Leber oder Gehirn. Hierzu könnte passen, dass die nach einer SARS-CoV-2-Infektion auch nach der akuten Krankheitsphase von vier Wochen beobachteten gesundheitlichen Beeinträchtigungen sehr unterschiedliche Symptome umfassen.

Von Atemnot bis Schwindel:
Mögliche Long-COVID-Symptome

Rund 80 Prozent aller Infizierten spüren wenig bis gar nichts von ihrer Corona-Infektion. In leichten Fällen dauert eine SARS-CoV-2-Infektion etwa zwei bis drei Wochen. Für die akute Krankheitsphase wird mit maximal vier Wochen gerechnet. Bei schweren Verläufen kann die akute Krankheitsphase doppelt so lang anhalten. Nach Intensivbehandlungen lassen sich häufig organspezifische Langzeitfolgen beobachten. Auch weniger schwer Erkrankte können über die akute Krankheitsphase hinaus gesundheitliche Symptome haben oder auch neu entwickeln. Nach aktuellen Leitlinien wird je nach Zeitraum, in dem die Beschwerden bestehen, von „Long-COVID“ (mehr als vier Wochen nach Infektion oder Erkrankung fortbestehende Symptome) oder von „Post-COVID-19-Syndrom“ (jenseits von zwölf Wochen noch bestehende oder neu auftretende Symptome oder Gesundheitsstörungen, die anderweitig nicht erklärt werden können) gesprochen. Oftmals stehen hinsichtlich ihrer Ursachen unspezifische Beschwerden wie ständige Erschöpfung, Luftnot, Konzentrationsstörungen („Gehirnnebel“) oder Schwindel im Vordergrund. Verlässliche, repräsentative Daten zum Anteil der Erkrankten mit Langzeitfolgen liegen noch nicht vor. Möglicherweise haben zehn bis 15 Prozent aller Erkrankten mit Langzeitfolgen dieser Art zu kämpfen, schätzt die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP).

Long-COVID bei schweren Verläufen von COVID-19

Besonders häufig unter Spätfolgen leiden Patientinnen und Patienten mit einem schweren Verlauf von COVID-19. Daten aus England deuten darauf hin, dass rund 40 Prozent der schwerer Erkrankten längerfristige medizinische Unterstützung benötigen, etwa zur Verbesserung der eingeschränkten Lungenfunktion oder anderer betroffener Organe. Bei vielen Patientinnen und Patienten sind noch Monate nach Beginn der Symptomatik Veränderungen der Lunge erkennbar. Einer Studie zufolge wiesen 76 Prozent der rund 1.700 Patientinnen und Patienten, die während einer COVID-19-Erkrankung in Wuhan hospitalisiert waren, noch sechs Monate nach der Infektion mindestens ein Symptom auf: 63 Prozent litten unter Fatigue (eine schnelle und schwerwiegende Erschöpfbarkeit) oder Muskelschwäche, 26 Prozent unter Schlafstörungen, 23 Prozent unter depressiven Symptomen oder Angstsymptomen. Eine deutsche Vorab-Studie kommt zu vergleichbaren Ergebnissen.

Spätfolgen bei leichten COVID-19-Verläufen

Long-COVID kann auch Patientinnen und Patienten mit leichten Verläufen betreffen – und sich durch unterschiedlichste Symptome bemerkbar machen. In diesem Bericht werden beispielsweise nachträglich auftretende Gedächtnisstörungen geschildert. Auch kann der Verlust des Geschmacks- und Geruchsinns – ein typisches Symptom einer Corona-Infektion – noch lange nach der Genesung anhalten, wie dieser Beitrag zeigt. Zu den häufigsten Symptomen von Long-COVID zählt die Fatigue – eine schnelle und schwerwiegende Erschöpfbarkeit, unter der viele Genesene auch Monate nach ihrer akuten COVID-19 Erkrankung leiden.

Fatigue – die schleichende Erschöpfung

Als Fatigue bezeichnet man eine schnelle und schwerwiegende Erschöpfbarkeit. Fatigue tritt nicht selten als eine Begleiterscheinung chronischer Erkrankungen wie Krebs oder Rheuma auf. Auch nach Virusinfektionen wie COVID-19 kann Fatigue auftreten. Die Ursachen sind noch nicht eingehend erforscht. Oft ist nicht das Virus selbst, sondern das Immunsystem, das nach der Infektion noch nicht wieder zur Ruhe gekommen ist dafür verantwortlich, heißt es auf der Website des Charité Fatigue Centrums zur Post-COVID-Fatigue der Berliner Charité.

Studie: Corona-Schutzimpfung kann auch vor Langzeitfolgen schützen

Die im Fachblatt „The Lancet Infectious Diseases“ erschienene „Zoe COVID Study“ legt nahe, dass vollständig Geimpfte nicht nur vor schweren Krankheitsverläufen, sondern im Fall eines Impfdurchbruches auch vor Langzeitfolgen einer COVID-19-Infektion geschützt sind. Den Forscherinnen und Forschern zufolge haben zweifach (mit einem mRNA-Impfstoff oder dem Impfstoff von AstraZeneca) geimpfte Erwachsene im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion ein um 47 Prozent geringeres Risiko, an Long-COVID zu erkranken. Die Studienergebnisse zeigen außerdem, dass die Wahrscheinlichkeit, im Krankenhaus behandelt werden zu müssen, bei vollständig geimpften infizierten Personen um 73 Prozent sinkt. Auch die Wahrscheinlichkeit, akute COVID-19-Symptome zu entwickeln, verringert sich demnach um 31 Prozent.

Kinder und Long-COVID – erste Ergebnisse 

Dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte zufolge legen erste Studienergebnisse nahe, dass Kinder mit schwerem Verlauf an anhaltenden Symptomen wie Abgeschlagenheit, Konzentrationsproblemen oder Muskelschmerzen leiden können. In einem Artikel der Fachzeitschrift „Nature“ heißt es beispielsweise, dass laut Statistiken aus England rund zehn Prozent aller Kinder und Jugendlichen bis 16 Jahren fünf Wochen nach der Diagnose noch mindestens ein Symptom der Erkrankung hatten; Daten aus Russland zeigten, dass jedes vierte im Krankenhaus behandelte Kind fünf Monate nach der Entlassung noch Symptome hatte.

Stand 12.2021, Quelle: Bundesministerium für Gesundheit